Chris alleine auf Madagaskar - 1984
nur mit Rucksack, Zelt und Schlafsack unterwegs

Ankunft in der Nacht auf dem Flughafen von Antananarivo (Tana), der Hauptstadt von Madagaskar. Von hier aus zu Fuß mit Rucksack unterwegs in die Stadt (ca. 10km). Kurzer Stopp für ein Nap (Kurzschlaf) im Zelt am Straßenrand bis es hell wird und dann zu Fuß und mit dem Taxi Borusse weiter nach Tana zum Bahnhof. Hier treffe ich hundemüde am frühen Morgen ein. Jetzt orientiere ich mich erst mal wie es weitergeht und nach zwei Tagen in Tana geht's weiter mit dem mächtig überfüllten Taxi Borusse über unbefestigte und meist sehr stark beschädigte Feldwege, bzw. Hauptverkehrsstraßen, Richtung Antsirabe und über Malaimbandy nach Morombe an der Südwestküste Madagaskars am Indischen Ozean.
Vorbei an wundervoll, in Terrassen angelegten Reisterrassen, erreiche ich nach 3 Tagen Morombe.
In Morombe bekomme ich eine Einladung von französischen Priestern mein Zelt bei ihnen im Hinterhof der Pfarrei aufzuschlagen.
Von nun an erkunde ich in den nächsten Tagen die Gegend und bin herzlich willkommen mein Französisch bei den Priestern aufzufrischen.
Wir hatten tolle Gespräche (auch teilweise auf Englisch). Die 3 Priester waren großartig und mehr Gastfreundschaft geht einfach nicht.

Nähstudio auf dem Wochenmarkt in Morombe und Rikscha Fahrer warten am Rande des Marktes auf Kundschaft
(dahinter der Metzger mit "herrlich riechenden" Würstchen im Angebot.)
Ich hab' mir lieber ne Schüssel Reis mit Chicken bestellt. ob das besser war …. ? zumindest hab ich's überlebt :-)
Fritz der Lemur
Am Straßenrand bot mir ein Junge einen kleinen Maki(Lemur) zum Kauf an und für umgerechnet 3 Mark habe ich zugeschlagen und hatte von nun an einen Begleiter auf meiner Reise.

unterwegs mit meinem Freund Fritz

am frühen Morgen kommen die Segelboote mit Ihren Fang der letzten Nacht zum Strand von Morombe
Früh Morgens am Strand vom Morombe beim Krebse fangen

Flanieren am Strand
Netze knüpfen
Meine Reise geht weiter Richtung Süden und mein Ziel ist Fort Dauphin (Tolanaro) am Südostzipfel von Madagaskar.


An einer Traumbucht schlage ich mein Zelt auf und denke darüber nach, dass hier vor einigen hundert Jahren Piratenschiffe vor Anker gelegen haben und diese versteckte Bucht sicher auch den Jungs gut gefallen hätte.
Schade, dass ich zu dieser Zeit noch keinen Metalldetektor hatte.
Von hier aus wollte ich weiter Richtung Norden, zur Insel Saint Marie.
Diese war zur Piratenzeit ein berüchtigtes Nest auf einer Insel mit natürlichem Hafen, gelegen in einer von allen Seiten geschützten Bucht.
Laut Geschichtsbüchern lebten hier zu Piratenhochzeiten bis zu 2000 Piraten im Kommen und Gehen.
WOW. hier einen Detektor … träum … :-)

Ich erkunde den bush und genieße ne Zigarette.
Auf der Schulter mein Freund Fritz der Maki (Lemuren Art, die es nur auf Madagaskar gibt)


Am Strand und im bush kann ich jede Menge Tiere finden und fotografieren.
Oben eine Python, die habe ich in Morombe beim Pfarrer auf dem Auto entdeckt. Daneben ein Camelion in Morondava auf dem Weg nach Fort Dauphin
WUNDERSChÖN!! wie fast alles auf Madagaskar!

Dieses Camelion saß völlig regungs- und angstlos im Blätterdach des Dschungels. Ich hätte es leicht anfassen können.
Es war recht groß und hatte wahrscheinlich eine Länge von min. 70 - 80 cm mit ausgestrecktem Schwanz.
Übrigens, es gibt auf Madagaskar keine Giftschlangen und nur ganz wenige Tiere mit Gift, die jedoch alle für Menschen nicht lebensgefährlich sind.
Also alles ganz entspannt.

oben auf dem Laster steht: interdit aux (verboten für) Man kann die Kakteenknollen nicht anfassen, da man sonst
viele dutzend winzige super spitzer Stacheln in der Hand hat.
Den Ziegen schmeckts > unglaublich!


Schlange im Kaktus. Ich habe sie auf der anderen Seite am Schwanz gezogen und vorne kam sie weiter raus. Danke!

oben und unten Baobab = Affenbrotbaum, auf meinem Weg nach Fort Dauphin
Übrigens, der Name Affenbrotbaum kommt von den Nüssen(Früchten). Diese sehen aus wie eine Kokosnuss ohne Schale, also braun und haben ein samtartige, weiche Härchen auf der Außenseite. Wenn sie schüttelt kann man im inneren den Kern großen hören.

Der größte Baobab auf dem Weg Nach Fort Dauphin
Zwei Schwestern, bei denen ich mein Zelt im Hof aufschlagen durfte, haben mich mit Ihrem Land Rover hingefahren - danke, super Bild!
Die beiden sitzen auf dem Rand eines aus dem Baum ausgehölten Stück, in dem sich Wasser aus dem Baum gesammelt hatte und permanent von der Flüssigkeit des Baumes gespeist wird.
Es wird als Tränke für die Tiere genutzt.
alte Frau
Isle Saint Marie (auf der Karte Ambodiatafana genannt),
Auf der Insel Saint Marie angekommen, hatte ich das Gefühl ich müsste mich nach 2 Monaten Reisen einmal ausspannen und mich erholen.
Hier konnte ich einige sehr sehr schöne DIA schießen (die leider mit der Zeit im DIA Rahmen hinter Glas, Feuchtigkeit gezogen haben und zerstört sind.) Wirklich sehr sehr schade! Zum Glück habe ich damals viele auf Papier entwickeln lassen sonst wären alle verloren gewesen.
(Die Bilder die hier im gesamten Beitrag zu sehen sind allesamt von alten Papierfotos eingescannt)

Die Kids haben jeden Tag im Meer geplanscht und ich war eingeladen ihr Gast zu sein. Wir hatten eine tolle Zeit!

Am südlichen Ende der Hauptinsel Ambodiatafana, liegt der Flughafen der Insel, der damals nur von der Küstenstadt Taomasina (ca. 40 km über den Indischen Ozean) angeflogen wurde. Wie sich Madagaskar und Verkehrswege inzwischen entwickelt haben, kann ich nicht sagen. Es ist immerhin ca 35 Jahre her...
Südlich der Insel Saint Marie etwa 300 Meter von der Hauptinsel entfernt liegt eine andere kleine Insel (hier Vohilava genannt).
Hier kommt man nur mit einem Boot rüber, aber es kann passieren, dass ich lange warten musste bis mich ein Fischer bemerkte und mich für ein paar Pfennige auf die andere Seite gefahren hat. meistens haben es auch ein paar Zigaretten getan.
Ich war fast 3 Wochen nur auf dieser kleinen Insel im Zelt.
Direkt am Strand und keine 5 Meter vom Wasser entfernt, hatte ich in den Mangroven unter Kokospalmen mein Zelt aufgeschlagen.

Der Blick aus meinem Zelt > wow, einmalig und traumhaft schön!
Es würde mich nicht wundern wenn dort heute ein Zeltplatz ist.
Ich habe die Insel erforscht, im Meer (in der Lagune zwischen den Inseln in den Korallen) gefischt. Ich hatte mir aus Deutschland eine Harpunenspitze (Dreizack) mitgebracht und diese an einem langen Stock befestigt und als Speer benutzt. Oft habe ich mein Essen selbst gefangen und von Napoleon , bzw. den Frauen im Dorf zubereiten lassen.
An einem Tag hatte ich eine ca. 1 m lange Netzmuräne gefangen. Wir hatten einen langen sehr anstrengenden Kampf im Wasser und ich konnte sie fest auf den Boden drücken, bis sie die Kraft verlies. Die hätte mich mit Ihren spitzen Zähnen schwer verletzen können. Leider ist das Bild durch Feuchtigkeit zerstört.
Ich brachte sie stolz zu Napoleon und bat Ihn, sie für uns alle zuzubereiten. Ich glaube ich hatte bis dahin noch nie etwas so Leckeres gegessen, natürlich auch von den Frauen im Dorf für uns zubereitet. Ich schätze das halbe Dorf hat mitgegessen.
Ich war jeden Tag im Dorf, beim "Bürgermeister oder Stammes Chef Namens: Napoleon" zum Essen verabredet.
Ich hatte mit ihm vereinbart, dass ich jeden Tag mehrmals zum Essen komme (und habe dafür auch bezahlt - war trotzdem sehr preiswert)
Gleich morgens oder immer wenn es etwas für mich zum Essen gab, kam die Süße Enkelin (Christine) von Napoleon und hat mich zum Frühstück abgeholt > Monsieur Christoph, Monsieur Christoph, venez manger, venez manger ….
die süße Christine

Zum Frühstück gab es immer Reis mit Obst, natürlich mit pechschwarzem Kaffee der dir die Hosen ausgezogen hat. Immer super lecker!
Zum Mittag oder Abendessen gab es immer eine Suppe + Fisch mit Reis in allen Varianten. Aber so hervorragend zubereitet, einfach köstlich.
Schade, dass ich die Photos nicht mehr habe. Die waren alle Weltklasse!
Das war einmalig und gehört sicherlich zu den schönsten Erlebnissen und Erinnerungen auf all meinen Reisen um die Welt.
Napoleons Familie - Napoleon ist hinten links, der Zweite, neben dem der grüßt
Ich glaube ich habe mich noch nie irgendwo auf der Welt wohler gefühlt als hier und ich genoss die Gastfreundschaft. (wie gesagt, ich habe für mein Essen und den Service bezahlt und es war immer liebevoll und sehr sehr sehr gastfreundlich = toll, fast unbeschreiblich)
Ich war inzwischen fast 3 Monate alleine mit dem Zelt unterwegs und habe mein Zelt dort immer aufgeschlagen wo es mir gefallen hat. So bin ich schon immer gereist und habe das auch nie ändern müssen. Besser kann man ein Land mit seinen Menschen nicht kennenlernen.
Einmal, am Anfang meiner Reise: Bin ich nachts mit dem Taxi Borusse irgendwo (in Minandrovazo) angekommen und wusste auch nicht genau wo ich in diesem Moment war. Es war stockdunkel (Straßenbeleuchtung wie bei uns in Deutschland, gab es damals in Madagaskar nicht) und ich habe einfach mein Zelt dort aufgeschlagen, wo ich gerade angekommen war. Ich glaube damals war die Welt auch noch nicht so gefährlich wie sie es heute ist … Ich hatte nie Angst, war aber in der Nacht im Unterbewusstsein immer hellwach und habe um mich herum in der Regel alles mitbekommen. (mit dieser, meiner Einstellung (die ich bis heute habe): Ich mach das schon, konnte ja auch nix passieren;-)
Die vielen fremden Geräusche, die gefühlt jede Nacht anders waren, das war schon echt geil und ein wahnsinns Nervenkitzel, denn zu dieser Zeit (1984) war ich in manchen Teilen des Landes der erste weiße Mann mit Rucksack und Zelt, den die Leute gesehen hatten. Als ich hier nun am frühen Morgen aufwachte, war rund um mein Zelt ein Riesen Tohuwabohu und als ich aus meinem Zelt lubschte stand ich mitten auf dem Marktplatz und rund um mein Zelt, bauten dutzende Händler Ihre Stände mit Obst und Gemüse auf.
Sowas wie mich hatten die auch noch nicht gesehen. Ich bin dann auch gleich zum Kaffee und einer Schüssel Reis eingeladen worden.
Wahnsinn, was ein Abenteuer! Aber cool wars schon.
Auf Madagaskar habe ich hunderte überaus freundliche und liebenswerte fremde Leute kennengelernt. Oft konnten wir uns nur mit Händen und/oder Füßen verständlich machen, entweder war mein Französisch zu schlecht (Englisch ging damals auf Madagaskar gar nicht) oder der Madagasse war noch schlechter.
Wie auch immer, es hat immer geklappt und war großartig mit den Menschen zu kommunizieren. So macht Reisen Spaß!

Ich hatte nach geschätzt 2 Monaten ohne Dusche (ich glaube die letzte Dusche hatte ich in Morombe bei den Pfarrern) eine Dusche dringend notwendig! Das Salzwasser und was sonst noch auf dem Kopf war, lies sich stylen wie von mir gewünscht. An das Jucken hatte ich mich längst gewöhnt.
Mein Freund Fritz war immer noch mit mir unterwegs und ich habe ihn auf Saint Marie bei einem lieben Mann gelassen, denn da war er super aufgehoben und das ganze Dorf liebte meinen Fritz. ich ihn sowieso nicht hätte mitnehmen können.

Aber bis zu meiner Abreise von Isle Saint Marie, war er immer an meiner Seite, bzw. meist auf meiner Schulter.
Wenn wir gemeinsam auf dem Markt waren habe, ich immer eine gute Menge Obst und Gemüse für uns beide gekauft
(für'n abbel und en Ei - das ist hessisch und heißt für wenig Geld ;-) und das haben wir meist gemeinsam verspeist.


eines Tages bin ich von meinem Traumstrand auf der Südinsel von Saint Marie zur Hauptstadt zu Fuß gelaufen ca. 3 Stunden hin und mit dem Taxi zum Flugplatz zurück. Leider sind meine besten Bilder kaputt.
Ich hätte alles dafür gegeben einen Detektor zu haben!
Man hat dem Örtchen angesehen, dass es Geschichte hat und sicher 1000de erzählen kann.
Hier hab' ich mir ne Flasche Rum gekauft. Der erste Alkohol seit 3 Monaten und den habe ich die nächsten Tage am Strand konsumiert - cheers ;-).
Es war Zeit zu gehen und den Weg nach Tana habe ich von Taomasina bis Tana ohne Zwischenstopp mit dem Zug zurückgelegt.
Ich war total ausgebrannt und hatte Heimweh. (Vor allem nach meiner Freundin, die, wie sich später rausstellte, längst schon anderweitig orientiert hatte )
Meine Speicher waren reizüberflutet. Soviel Schönheit und so ein Riesen Abenteuer und niemand war da um es zu teilen.
Das habe ich immer wieder erlebt auf meinen Reisen um die Welt.
Aber so ist das eben wenn man alleine reist. Aber es hat halt nicht immer jemand Zeit wenn es um 3-4 Monate Reisen geht. Dann lieber gar nicht reisen?
Neeeeeee - auf jeden Fall lieber alleine reisen, als gar nicht!

So wird ein reicher Mann oder Stammesoberhaupt in Madagaskar beigesetzt.
(Grab in Amphany auf dem Rückweg von Taomasina nach Tana)
Auf dem Grab liegen oft dutzende Rinderschädel mit Hörnern. Diese Rinder wurden alle zu Ehren des oder der Verstorbenen geschlachtet und bei der Totenfeier, bei der oft viele hundert Männer und Frauen teilnehmen verschmaust.
Streifzüge in Tana:

Arm aber glücklich!
Das sollte uns anspruchsvollen Europäern manchmal echt zu denken geben. Mit wieviel oder wenig man glücklich sein kann.
Alles meist nur Einstellungssache! Denk mal drüber nach …

4 Freunde Grab von Elizabeth mitten im bush


Hilton Antananarivo
Nach fast 4 Monaten in Madagaskar, habe ich mir 2 Nächte im Hilton in Antananarivo gegönnt und bin dann aber finanziellen Gründen in ein recht günstiges Hotel, bzw. Dreckloch gewechselt. Das hätte ich vielleicht lieber nicht machen sollen. Hier haben sie mir bei meinen Streifzügen durch Tana den Rucksack ausgeleert und alles was etwas von Wert hatte war weg. Zum Glück hatte ich meine Kamera immer am Mann.
Aber was viel schlimmer war >
Danach hatte ich den Kopf voller Läuse!
konnte die dann aber ein paar Tage später in Deutschland entsorgen.

.
Das war ein richtiger Kampf im Wasser!
Ich hatte Glück, dass ich sie fest auf den Boden gedrückt hielt, bis sie ihre Kraft verlor.
Die hätte mich ernsthaft verletzen können!
(Bild aus Wikipedia)
(das Bild ist nicht von mir zeigt aber eine Netzmuräne)
